Normalerweise sitzt Lukas Gajewski am Mikrofon, wenn Rennautos und Motorräder im Kreis fahren. Als Motorsport-Moderator und Kommentator ist Lukas zum Beispiel bei den24 Stunden von Le Mans auf Eurosport, beim 24 Stunden-Rennen am Nürburgring für RTL Nitro und im Livestream der Nürburgring Langstrecken-Serie im Einsatz. Doch beim Saisonauftakt zum DMV BMW318ti Cup in Hockenheim saß er selbst hinter dem Lenkrad und fuhr sein allererstes Autorennen. Lukas blickt auf fünf Dinge, die ihn bei seiner Rennpremiere in unserem Cup begeistert haben.
1. Der kurze Weg zum Rennfahrer
Weil er vorher nie ein Rennen gefahren war, musste Lukas noch seine Rennlizenz machen, bevor er in Hockenheim an den Start gehen konnte. „Ich habe meine Rennlizenz bei der Motorsport Akademie von Christopher Bartz gemacht und war überrascht, wie unkompliziert das alles geht“, erzählt Lukas. „Der Theorieteil wurde über E-Learning und eine Online-Prüfung abgewickelt. Berufsbedingt beschäftigte ich mich ja viel mit den Abläufen und Regularien. Deswegen kann ich mir vorstellen, dass sich einige Vollzeit-Fahrer hier sogar mehrreinfuchsen müssen, als ich es musste. Aber es gibt viele Unterlagen und Prüfungssimulationen, also kein Problem.“ Auch den praktischen Teil konnte Lukas noch recht entspannt angehen. „Hier geht es ja nicht um Rundenzeiten. Die Prüfer müssen erkennen, dass man das Auto sicher und angemessen bewegen kann“. Der Praxislehrgang fand übrigens erst am Tag vor dem Rennwochenende auf dem Hockenheimringstatt. „Wenn man im Vorfeld mit dem Lizenzprüfer und dem DMSB alles bespricht, kann man die Praxisprüfung tatsächlich erst am Tag vorm Rennen ablegen und dann antreten, obwohl die Lizenz nur freigeschaltet und noch nicht physisch ausgestellt wurde“, erklärt der 29-Jährige. „Hinterher war ich dann baff, ich als entdeckt habe, dass ich mit meiner Lizenz sogar in der ADAC GT4 Germany fahren dürfte. Es ist schon irre, wie schnell man theoretisch in den professionellen Motorsport einsteigen kann.“
2. Die vielen Aufgaben eines Rennfahrers
Dokumentenabnahme, Fahrerbesprechung, Fototermin – bei der Rennpremiere stand für Lukas auch dasturnusgemäße Programm abseits der Rennstrecke an. „Aus der Reporter-Perspektive ist mir das bekannt. Jetzt war es schön, all das mal aus Fahrersicht mitzumachen“, erzählt er. Ameindrucksvollsten waren aber die Anforderungen auf der Rennstrecke. „Als Anfänger ist man ja mit dem bloßen Fahren schon genug beschäftigt. Wo muss ich bremsen, wo einlenken, wann ans Gas gehenund so weiter?! Aber im Rennbetrieb hast du 50 andere Autos um dichherum. Dauernd ist jemand im Rückspiegel, der aber vibriert, sodassdu kaum was siehst. Du sitzt tief und kannst den Kopf durch Rennsitz,Helm und HANS-System kaum bewegen. Dann kommt hier einFlaggenzeichen, da ein Funkspruch, da eine Safety-Car-Phase. DieIntensität in so einem Rennen ist unglaublich. Das Gute im 318ti Cupfür Einsteiger ist: Die Autos sind alle gleichschnell und auf denGeraden hat man etwas Zeit zum Durchschnaufen. Hut ab vor allen, diedas mit deutlich schnelleren Autos oder in Rennen mit mehrerenKlassen und Geschwindigkeitsunterschieden machen.“
3. Die Emotionen
„Wir haben das ganze Wochenende viel Spaßgehabt, aber es war natürlich auch viel Anspannung dabei, dass allesgutgeht“, resümiert der gebürtige Westfale. „Am krassesten waren die Minuten an der Box kurz vor dem Fahrerwechsel. Da war ich richtig angespannt. Im Cockpit ganz sicher auch, aber da war ich abgelenkt“, schmunzelt er. „Als dann alles rum war, ist die ganze Aufregung abgefallen. Nach dem zweiten Rennen, als ich in die Boxengasse gefahren bin, stand das Team draußen vor der Box, hat geklatscht, gejubelt und aufs Auto getrommelt. Im Parc-Fermé habe ich direkt eine Bierdusche bekommen. Alle fallen sich in die Arme und sind unglaublich euphorisch. Das ist wirklich ein sehr erhebendes Glücksgefühl und für jeden Neueinsteiger etwas ganz, ganz tolles. Und es schweißt dich ruckzuck mit deinem Team zusammen.“
4. Der Zusammenhalt
Dass das Fahrerlager im 318ti Cup zusammenhält, ist bekannt. Für seinen ersten Renneinsatz konnte sich Lukas aber schon im Vorfeld auf gute Unterstützung verlassen. „Es haben richtig viele Leute geholfen, um meinen Einsatz auf die Beine zustellen. Mein Kommentatoren-Kollege Lars Gutsche hat fleißig mit vermittelt, Christopher Bartz von der Motorsport-Akademie hat den Lizenzkurs ermöglicht, Carsten Seifert hat im Vorfeld ein Simulator-Training und eine Streckenbegehung gemacht dazu noch mit Fahrerequipment ausgeholfen, genau wie das Team Project 1 und Cerny Motorsport. Und mit soft trim habe ich sogar eine Firma gefunden, die das Bier gestellt hat“, erzählt der Wahl-Dresdner. „Und dann hatte ich natürlich noch tausend Sonderwünsche für Fotos und Videos. Auch da haben alle mitgemacht und wunderbar geholfen. Der Motorsport hat ja schon einfachere Zeiten hinter sich. Es ist toll für unseren Sport, dass man immer noch so viele Leute dafür aktivieren und begeistern kann, wenn man etwas vorhat.“
5. Der Livestream
Dieses Jahr laufen die Rennen zum 318ti Cup im Livestream. Also konnten auch diejenigen zuschauen, die nicht in Hockenheim vor Ort waren. „Das war super“, freut sich Lukas. „Meine Familie und meine Kumpels haben von Zuhause zugeguckt und richtig mit gefiebert. Der Stream hat auf jeden Fall geholfen, die ganze Aktion nach außen zu tragen“, freut sich Lukas.
Foto: Racephotography by Denis P.